Gaza liegt auf einem anderen Stern
Und mitten in unserem Herzen
Es gibt keine Menschen dort
Nur Terrorist*innen
Und es gibt nichts
Was man Terrorist*innen
Nicht antun darf
Und diese Taten
Machen aus immer mehr Menschen
Terrorist*innen
Ihnen werden keine Kinder geboren
Sondern Monster
Die sofort gejagt werden müssen
Tagsüber jagen wir sie
Siegesgewiss
Nachts
Jagen sie uns
Über die Trümmer
Unseres Gewissens
Gaza, das ist dieses Kratzen
Das in der Kehle bleibt
Sooft du auch schluckst
Das Schweigen
Das auf deiner Seele lastet
An Gaza führt kein Weg vorbei
Es ist unser aller Vor-Bild
Auf das wir zugehen
Unerbittlich
Auf der Suche nach Wegen … Jenseits vom binären “Backe hinhalten oder Ohrfeigen austeilen”
“Ich gründe jetzt eine Gesprächsgruppe!”, sage ich zu Fiona: “Zusammenkommen, innehalten und alle Toten betrauern, gemeinsame Perspektiven finden.” “Das wird schwierig”, meint sie. Wahrscheinlich hat sie recht. Aber warum sind auf einmal alle im Krieg?
Irgendwie müssen wir doch darüber reden können, oder? Natürlich, einfach ist es nicht. Was weiß ich schon darüber? Habe ich auch alle wesentlichen Informationen? Mit welchen Reaktionen muss ich rechnen? Ich habe Angst, etwas Falsches zu sagen. Aber das Schweigen ist so bedrückend, für alle. Wie soll dieses Blutvergießen jemals enden?
“So darfst du nicht denken”, sagt Lisa. “Du musst dich entscheiden, Israel oder Hamas. Wer will so eine terroristische islamistische Gruppe unterstützen? Die würden dich auch umbringen, also ist die Sache doch klar!” Hm. Die israelische Regierung möchte ich auch nicht unterstützen. Ich habe den Eindruck, dass Menschenleben keinen großen Wert für sie haben, weder die palästinensischen noch die der Geiseln.
“Es gibt keinen Raum für die schrecklichen Ereignisse des 7. Oktober”, sagt Lena, “mir fehlt die Empathie.” Ich stimme ihr zu. Es ist traurig, wenn dazu geschwiegen wird. Wie können wir Solidarität mit jüdischen Menschen zeigen? In welchen Aussagen und Haltungen versteckt sich Antisemitismus?
“Ich finde es schwierig”, sagt Luis, “wenn Solidarität mit Israel gleichgesetzt wird damit, das Töten und Hungern lassen von Palästinenser*innen gutzuheißen.” Das verstehe ich. Ich möchte Empathie für die so heftig getroffene israelische Gesellschaft zeigen können ohne dass das als Unterstützung für diesen Krieg gewertet wird. Empathie ja, Krieg nein: Wie kann ich das hinkriegen, auseinanderhalten? Bin ich doch parteiisch, obwohl ich für beide Seiten sein möchte?
“Du bist ja nicht betroffen”, sagt Luise, “sonst würdest du anders reden!” “Das kann sein”, gebe ich zu. Vielleicht hätte ich auch schlimmste Rachefantasien, wenn meinen Liebsten etwas angetan werden würde. Aber ich würde mir, zumindest von meinem jetzigen Wertesystem ausgehend, wünschen, dass mich dann jemand stoppt, wenn ich mit dem Messer losziehe und es mich nach Blut gelüstet. Und gerade von meinen Freund*innen würde ich mir das wünschen. Dass sie mich zur Besinnung bringen. Mir nahebringen, dass mein Schmerz nicht versiegen wird, wenn noch jemand stirbt. Dass ich dadurch auch nicht sicherer oder besser leben werde, im Gegenteil. Und dass ich es hinterher bereuen werde, jemanden umgebracht zu haben, selbst wenn es straflos bleibt.
Das lässt Luise nicht gelten. “Es geht ja nicht um einen einmaligen Angriff! Die Hamas hört einfach nicht auf, Raketen zu schießen. Die müssen gestoppt und aufgelöst werden.” Ganz offensichtlich funktioniert das mit der jetzigen Strategie nicht. Also muss eine andere Lösung her.
“Deutschland hat eine besondere Verantwortung für Israel”, sagt mein Onkel Lars. Ja, auf jeden Fall. Und es hat eine besondere Verantwortung für die Palästinenser*innen.