Ein Heft mit Wortwechsel

2 Rohre sehen in verschiedene Richtungen


Denk­an­stö­ße im Trep­pen­haus … von der freund­lich-lis­ti­gen Mög­lich­keit, einen Streit zu schlich­ten, bevor er begon­nen hat
Aus der Rezen­si­on von Lau­ra Paro­la, zukünf­ti­ge berühm­te Preis­trä­ge­rin, die auch schon oft ver­wech­selt wurde

Lese­pro­be:

Vor mei­ner Woh­nungs­tür tut sich etwas. Ich höre Stim­men. Da stimmt was nicht. Ich woll­te gera­de ein­kau­fen gehen, habe die Schu­he schon an, die Jacke auch und den Ruck­sack vol­ler lee­rer Fla­schen auf dem Rücken. Jetzt traue ich mich nicht, raus zu gehen. Ein Blick durch den Spi­on zeigt mir den Nach­barn von oben, Herrn Konf, mit dem Rücken zu mir, im Gespräch mit den neu­en Nach­barn gegen­über, die vori­ge Woche ein­ge­zo­gen sind, und deut­lich klei­ner sind als er.

“Die Schu­he …”, beginnt Herr Konf. Cir­ca 10 Paar Schu­he vor der Tür der Zabad­a­nis sind im Trep­pen­haus der ein­zi­ge Hin­weis dar­auf, dass hin­ter den Türen Men­schen leben. Aber schon das kann zu viel sein.


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Treppenhaus

Eine Treppe mit lila Geländer liegt quer in der Landschaft

Ich habe ein Trep­pen­haus geerbt. Es steht in der Lin­den­stra­ße*, mit einem schö­nen Haus drum­rum, und ich bekom­me eine Maut­ge­bühr, die pro Stock­werk berech­net wird. Je höher oben jemand wohnt, umso mehr kann ich ver­lan­gen. Nur das Ehe­paar im vier­ten Stock links zahlt nichts. Sie haben einen Out­door-Laden und sei­len sich mor­gens ab und klet­tern abends wie­der hoch. Aller­dings hat ein Cou­sin drit­ten Gra­des, der die Fas­sa­de geerbt hat, sie wegen der Schä­den in der Haus­wand ver­klagt. Das Ehe­paar hat sich dar­auf­hin eine Trans­port-Droh­ne ange­schafft. In den Löchern haben sich Schwal­ben ein­ge­nis­tet und die dür­fen aus Natur­schutz-Grün­den nicht gestört wer­den.
Sol­che Schwie­rig­kei­ten habe ich mit mei­nem Trep­pen­haus nicht. Das ein­zi­ge Pro­blem ist, dass ich vor Ort sein muss, um die Maut­ge­bühr ein­zu­trei­ben. Da ich aber sowie­so nur vor­über­ge­hend in einem Gar­ten­haus woh­ne, zie­he ich eben in die Lin­den­stra­ße* um. Es gibt dort einen Vor­raum mit Mar­mor­bo­den, von der Haus­tür eine Halb­trep­pe run­ter, bei den Brief­käs­ten. Unter die Trep­pe zum Erd­ge­schoss kann ich mei­ne Matrat­ze legen, dort habe ich auch ein biss­chen Pri­vat­sphä­re, weil ich einen Vor­hang davor hän­ge. Gegen­über den Brief­käs­ten stel­le ich zwei Stüh­le und einen Tisch auf, und ich besor­ge mir einen Gas­ko­cher und einen Mini-Kühl­schrank. Was­ser und Toi­let­te gibt es im Kel­ler.
* Zu Ähn­lich­kei­ten mit real exis­tie­ren­den Stra­ßen s. Lin­den­stra­ßen-Camp Proteste

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