Straßenbahn

Gelbe Pilz-Schlange

Sams­tag, halb eins, Glatt­eis. Gedrän­ge an der Hal­te­stel­le. Ich las­se mich mit ins Inne­re der Stra­ßen­bahn schie­ben, bekom­me ein frei­es Sitz­pols­ter zu fas­sen und las­se es nicht mehr los, bis ich mich dar­auf fest­ge­klemmt habe, beschwert durch mei­ne Ein­kaufs­ta­sche vol­ler Gemü­se.
Als es soweit ist, dass eine gewis­se Gemüt­lich­keit ein­tre­ten könn­te — der Zeit­raum, in dem die Füße nicht mehr weh tun, und die Hämor­rhoi­den noch nicht – tritt statt­des­sen jemand anders ein und sagt: „Fahr­schein­kon­trol­le“. Ich müss­te sofort auf­sprin­gen und mich zum Auto­ma­ten drän­geln, aber ich blei­be sit­zen. Es ist die­se erdrü­cken­de Sinn­lo­sig­keit.
Alle zei­gen ihren Fahr­schein, gleich­gül­tig, neben­bei. Wenn man einen hat, ist es kei­ne gro­ße Sache. Man macht sich kei­ne Gedan­ken dar­über. Es ist nor­mal, dazu zu gehö­ren, etwas zei­gen zu kön­nen, einen Beweis: ich gehö­re hier­her. Mir fehlt die­ses grund­le­gen­de Gefühl sowie­so, des­halb wür­de es mir nichts nüt­zen, einen Fahr­schein zu kau­fen. Ich wür­de mich damit nicht bes­ser füh­len. Das heißt, im Moment schon, jetzt, wo die­ser kurz ange­bun­de­ne Kon­trol­leur vor mir steht und sich über nichts ande­res unter­hal­ten will als nur über die­sen einen Fahr­schein, den ich nicht habe.

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