Pferd

Kuh, die ein Sofa bietet, auf dem zwei rote Kapuzinerkressen-Blüten sitzen

Für Danie­la und Fara
Auf der Stra­ße kommt mir ein Pferd ent­ge­gen. Allein. Ohne Sat­tel. Ein nack­tes Pferd. Es bleibt ste­hen und hält sei­ne Schnau­ze an den Flie­der, schnup­pert an den lila Blü­ten, schnaubt und geht wei­ter. Es ist Mai und warm, ein ruhi­ger Nach­mit­tag, nie­mand ist auf der Stra­ße, nur die Hufe klap­pern auf dem Asphalt, der Pfer­de­schwanz schlägt, die Flie­gen, die mal rei­ten woll­ten, wer­den links und rechts ver­jagt und tau­meln in der Luft her­um.
Ich den­ke an die Frau mei­nes Lebens, und dass heu­te der rich­ti­ge Tag wäre, um sie ken­nen zu ler­nen. So ein son­ni­ger Früh­lings­tag, an dem die Bie­nen gol­de­ne Hosen aus Blü­ten­staub tra­gen und die Maul­wür­fe nach dem nächt­li­chen Regen in der war­men Erde gut vor­an kom­men. Das Pferd ist viel­leicht ein Zei­chen. So ein Glücks­pferd soll­te ich nicht aus den Augen las­sen. Ich wen­de mein Fahr­rad und fol­ge ihm.

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