Ein Heft mit Wortwechsel

2 Rohre sehen in verschiedene Richtungen


Denk­an­stö­ße im Trep­pen­haus … von der freund­lich-lis­ti­gen Mög­lich­keit, einen Streit zu schlich­ten, bevor er begon­nen hat
Aus der Rezen­si­on von Lau­ra Paro­la, zukünf­ti­ge berühm­te Preis­trä­ge­rin, die auch schon oft ver­wech­selt wurde

Lese­pro­be:

Vor mei­ner Woh­nungs­tür tut sich etwas. Ich höre Stim­men. Da stimmt was nicht. Ich woll­te gera­de ein­kau­fen gehen, habe die Schu­he schon an, die Jacke auch und den Ruck­sack vol­ler lee­rer Fla­schen auf dem Rücken. Jetzt traue ich mich nicht, raus zu gehen. Ein Blick durch den Spi­on zeigt mir den Nach­barn von oben, Herrn Konf, mit dem Rücken zu mir, im Gespräch mit den neu­en Nach­barn gegen­über, die vori­ge Woche ein­ge­zo­gen sind, und deut­lich klei­ner sind als er.

“Die Schu­he …”, beginnt Herr Konf. Cir­ca 10 Paar Schu­he vor der Tür der Zabad­a­nis sind im Trep­pen­haus der ein­zi­ge Hin­weis dar­auf, dass hin­ter den Türen Men­schen leben. Aber schon das kann zu viel sein.


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Ein neues Genie

Lila Ligusterbeeren mit weißen wilden Stengeln auf pinkem Hintergrund

Bril­li­ant! Cha­rak­ter­stär­ke im Ange­sicht des Job­cen­ters und ein ideen­rei­cher, geschmei­di­ger Umgang mit den Her­aus­for­de­run­gen der Arbeits­lo­sig­keit füh­ren zu einer bezau­bern­den Begegnung.

Aus der Rezen­si­on von Moni­ka Anoni­ma, heim­li­che Anwär­te­rin auf den Lite­ra­tur­no­vel­preis 2024

Lese­pro­be:

Das größ­te Hin­der­nis für mein heim­li­ches, glück­li­ches Genie-Dasein ist aber Frau Kra­ge, die jetzt im Job­cen­ter für mich zustän­dig ist. Ein Klum­pen im Pud­ding. Sie ver­don­nert mich zu der Fort­bil­dung: “Die Pro­fes­sio­nel­le Bewer­bung”. “Und dann zacki!”, sagt sie. “Jede Woche zwei Bewer­bun­gen.” Ich erzäh­le ihr nicht, dass ich bis­her noch nie eine Bewer­bung geschrie­ben habe, weil alle mei­ne Jobs auf ande­ren Wegen zu mir gekom­men sind. Ich ver­su­che aber, zu begrün­den, war­um die­se Fort­bil­dung für mich nichts brin­gen wird.

“Es ist wie bei den Bäu­men”, erklä­re ich. “Es gibt immer­grü­ne und sol­che, die mit den Jah­res­zei­ten gehen. Ich gehö­re zu den letz­te­ren. Und jetzt, im Dezem­ber, sieht es des­halb kahl aus bei mir, aber inner­lich bil­den sich die neu­en Knos­pen. Sie brau­chen ihre Ruhe­zeit, und dür­fen nicht gestört wer­den, damit sie im Früh­ling, ganz von allei­ne, auf­blü­hen kön­nen.” Frau Kra­ge mus­tert mich unwirsch, dann sagt sie mit einem dia­bo­li­schen Grin­sen: “Ruhe­zeit? Okay, dann haben Sie aber auch einen ver­rin­ger­ten Nähr­stoff­be­darf. Wenn Sie sich nicht zur Fort­bil­dung anmel­den, las­se ich Ihre Bezü­ge kür­zen, ist das klar?”

Ein neues: Pferd

Eine ein­fühl­sa­me Begeg­nung, vol­ler Sehn­sucht und Ambi­tio­nen! Ich könn­te mich in das Pferd sofort ver­lie­ben — und in die Prot­ago­nis­tin auch! Aus der Rezen­si­on von Lau­ra Stu­te, Pfer­de­psy­cho­lo­gin und belieb­te Mode­ra­to­rin auf hypo­the­ti­schen Kongressen 

Lese­pro­be:
Auf der Stra­ße kommt mir ein Pferd ent­ge­gen. Allein. Ohne Sat­tel. Ein nack­tes Pferd. Es bleibt ste­hen und hält sei­ne Schnau­ze an den Flie­der, schnup­pert an den lila Blü­ten, schnaubt und geht wei­ter. Es ist April und warm, ein ruhi­ger Nach­mit­tag, nie­mand ist auf der Stra­ße, nur die Hufe klap­pern auf dem Asphalt, der Pfer­de­schwanz schlägt, und die Flie­gen, die mal rei­ten woll­ten, wer­den links und rechts ver­jagt und tau­meln in der Luft her­um.
Ich den­ke an die Frau mei­nes Lebens, und dass heu­te der rich­ti­ge Tag wäre, um sie ken­nen zu ler­nen. So ein son­ni­ger Früh­lings­tag, an dem die Bie­nen gol­de­ne Hosen aus Blü­ten­staub tra­gen und die Maul­wür­fe nach dem nächt­li­chen Regen in der war­men Erde gut vor­an kom­men. Das Pferd ist viel­leicht ein Zei­chen. So ein Glücks­pferd soll­te ich nicht aus den Augen las­sen. Ich wen­de mein Fahr­rad und fol­ge ihm.

Jetzt neu: Lattenrost

Die Geschich­te “Lat­ten­rost” gibt es jetzt als Heft.

“Eine bezau­bern­de Geschich­te! Ich konn­te das Heft nicht aus der Hand legen, bis ich auch das letz­te Wort noch gele­sen hat­te. Tau­chen Sie ein in die Welt von “Lat­ten­rost”, und Sie wer­den jeden Sperr­müll­hau­fen mit ver­än­der­ten Augen betrach­ten.“
Aus der Rezen­si­on von Rosa Ligus­ta, bei­nah Lite­ra­tur­preis­trä­ge­rin des Jah­res 2007

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Audio der Geschichte:

Lese­pro­be:

Lat­ten­rost

Abends gehe ich ger­ne durch die Stra­ßen spa­zie­ren, und manch­mal sto­ße ich dabei auf einen Sperr­müll­hau­fen. Das Wort Sperr­müll ist geprägt von sei­nen bei­den Dop­pel­kon­so­nan­ten. Ein wider­spens­ti­ges Sperr prallt auf das wei­che, etwas melan­cho­li­sche Müll, das von Abscheu bela­gert ist. Sperr­müll ist im direk­ten Sin­ne des Wor­tes unheim­lich. Das, was im Heim war, soll jetzt weg. Es tritt aber vor­her noch ein­mal groß in Erschei­nung, gehäuft und öffent­lich ausgestellt.

Ich mag Sperr­müll­hau­fen. Ich habe dort schon eini­ge Möbel­stü­cke für mei­ne Woh­nung gefun­den. Jetzt bin ich ganz gut ein­ge­rich­tet, und brau­che nichts mehr. Trotz­dem steue­re ich jeden Sperr­müll­hau­fen vol­ler Vor­freu­de an und betrach­te die Din­ge, deren Schick­sal es ist, am nächs­ten Mor­gen in der Pres­se des Sperr­müll­wa­gens zer­quetscht zu wer­den, wenn sie nicht im Ver­lauf der Nacht doch noch geret­tet werden.

Auch heu­te Abend tref­fe ich auf einen Sperr­müll­hau­fen und bin dabei, mir ver­schie­de­ne Din­ge anzu­gu­cken, als ich durch den Ruf: “Das ist ja wohl die Höhe!” unter­bro­chen wer­de. Ich hebe den Kopf. “Sie, ja, genau Sie mei­ne ich!” Ver­wirrt sehe ich mich um. Aus einem Fens­ter im Erd­ge­schoss lehnt sich ein Mann, offen­sicht­lich verärgert. 

“Hab ich Sie erwischt!”, schreit er. “Wobei? Das ist doch ein Sperr­müll­hau­fen, oder?” “Ja, aber nicht Ihrer!” “Ich will auch gar nichts davon!” Ich schie­be den Lat­ten­rost, den ich mir genau­er anse­hen woll­te, wie­der hin­ter den Schrank, aber jetzt wird der Mann erst rich­tig wütend. Er spuckt meh­re­re Schimpf­wör­ter aus und sei­ne Stim­me über­schlägt sich, sodass ich nichts ver­ste­hen kann. Ich wen­de mich zum Gehen, da schreit er noch lau­ter. “Neh­men Sie das gefäl­ligst wie­der mit!”

“Den Lat­ten­rost? Der stand hier schon.” “Ich zeig Sie an”, schreit er. “Gleich ruf ich die Poli­zei!” Jetzt erscheint eine Frau am Bal­kon vom Haus gegen­über: “Was ist denn hier los?” “Der Lat­ten­rost gehört mir nicht”, erklä­re ich. “Neh­men Sie ihn ruhig mit”, meint die Frau. “Auf dem Sperr­müll ist doch wie weg geworfen.” 

Lasst uns durch die Lappen gehen!

Verschiedene Sprossen sprießen

Für Anne

Eine Pfüt­ze in der Küche
Liegt in der Son­ne
Dehnt sich und streckt
Ein Bein aus, ein zwei­tes
Beult sich, zeigt ein brei­tes Maul,
Zwei Augen aus­ge­stülpt
Platsch: ein Hüpfer

Eine Krö­te in der Küche
Erdig braun und schwarz
Mit War­zen wie Wachol­der­bee­ren
Wan­dert gemäch­lich
Über den Rand der Spü­le
Wäh­rend ihre Meta­mor­pho­sen
Kro­ta, Krux, Örter, Rüt und Krä­te
Schon flink die Flie­sen erklim­men
Und garan­tiert nie wie­der
In die tra­di­tio­nel­len Fort­pflan­zungs­ge­wäs­ser
Zurück­keh­ren werden

Getüm­mel in der Küche
Die feuch­ten Wesen an der Wand
Ver­dre­hen den Koch­löf­feln die Köp­fe
Brin­gen Rosi­nen auf ande­re Ideen
Zie­hen Schleim­spu­ren, die glit­zern
Haben so lan­ge Zungen

„Lasst uns durch die Lap­pen gehen!“ weiterlesen